Caritas-Pflegezentrum

Eine Förderung des „Altenheims St. Vinzenz“ der Caritas wurde von den Vertretern der Schweizer Leifheit-Stiftung bereits seit dem Jahr 2014 nachdrücklich befürwortet. Über die Förderung wurde in 2019 mit dem Vorstand der Caritas (Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e. V. sowie Kreisgeschäftsführung der Caritas in Garmisch-Partenkirchen) weiter verhandelt. Dabei ging es vor allem um Art und Umfang des zukünftigen Leistungsangebots, mögliche Erweiterungen des Versorgungsspektrums sowie den daraus entstehenden Flächenbedarf für einen Neubau.

Pflegerin und Assistenzsystem machen ein Bett.
Pflegerin und Assistenzsystem machen ein Bett (© Sehr, Caritas München)

Wir wollen mit dem Neubau des Caritas-Pflegezentrums auf dem Campus dazu beitragen, an einem Standort viele wichtige Vorzüge für den Markt Garmisch-Partenkirchen zusammenzubringen: ein lückenloses Angebot für die Versorgung älterer Menschen anbieten, junge Menschen für die Gesundheits- und Sozialberufe gewinnen, ihnen eine exzellente Fach- und akademische Ausbildung ermöglichen, attraktive Arbeitsbedingungen schaffen und mit der Wissenschaft an neuen Ansätzen in der Versorgung älterer Menschen forschen.

Alexander Huhn, Kreisgeschäftsführung 
Caritas Garmisch-Partenkirchen

Geplant ist derzeit ein breit aufgestelltes Pflegezentrum mit dem Ziel, ein bedarfsgerecht gestuftes und modernes Versorgungsangebot aus einer Hand anzubieten. Der Neubau soll Teil des geplanten "Campus Garmisch-Partenkirchen" werden.

Dazu das Interview mit Gabriele Stark-Angermeier, Vorständin des Caritas­verbandes der Erzdiözese ­München und Freising

Gabriele Stark-Angermeier spricht über die geplanten Vorhaben der Caritas am Standort Garmisch-Partenkirchen  (© Caritasverband der Erzdiözese München und Freising)

Das Caritaszentrum Garmisch-Partenkirchen ist bei einer Vielzahl der von LongLeif geplanten Vorhaben ein wichtiger „strategischer“ Partner. Die Kooperation ist durch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit geprägt. In 2020 wurde durch die örtliche Geschäftsführung zusammen mit dem Träger des Caritaszentrums, den Caritasverband der Erzdiözese München und Freising, ein zukunftsweisendes Standortentwicklungskonzept für Garmisch-Partenkirchen erarbeitet, an dem die Vorständin Gabriele Stark-Angermeier maßgeblich mitgewirkt hat. Hierzu haben wir mit ihr folgendes Interview geführt:

Frau Stark-Angermeier, die Caritas kennt die Situation und den Bedarf der älteren Menschen aus dem langjährigen Engagement in Garmisch-Partenkirchen sehr gut und genau. Welche wichtigen Zukunftsthemen spielen für ein gutes Leben im Alter hier am Ort für die Caritas und für Sie eine Schlüsselrolle? 

Der Caritasverband der Erzdiözese München und Freising ist seit der Errichtung des Altenheims St. Vinzenz 1972 mit seinen Angeboten in der Altenhilfe und seinen sozialen Diensten in Garmisch-Partenkirchen präsent. Im Laufe der Zeit ändern sich die Bedürfnisse und Wünsche älterer Menschen, die Caritas passt ihre Angebote dementsprechend und kontinuierlich an. Menschen werden heute und in Zukunft wesentlich älter als noch vor 50 Jahren. Ein wichtiger Bestandteil ihrer Lebensqualität ist auch in der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen, dass sie bis ins hohe Alter möglichst ihre Eigenständigkeit bewahren und so lange wie möglich zu Hause leben können. Die Caritas bietet hier vielfältige Lösungen an.

„Alter, Gesundheit, Pflege“ - Welche Versorgungsangebote sind hier aufzubauen oder weiter auszubauen? Gibt es Schwerpunkte, die die Caritas dabei setzen möchte? 

Die Caritas hält bereits eine Vielzahl von Versorgungsangeboten parat: die stationäre sowie die ambulante Altenhilfe, die Tagespflege, Unterstützung im Alltag, Beratung, ebenso verschiedene Wohnformen wie Betreutes Wohnen zu Hause, in Wohnanlagen oder in Senioren-WGs. Diese Angebote können je nach Entwicklung der Bedarfslage ausgebaut werden. Neu hinzugekommen sind technische Lösungen und Assistenzsysteme, welche ein selbstbestimmtes und selbständiges Leben stärken und stützen. Ein Klassiker ist der Notrufknopf zu Hause, den es schon sehr lange gibt, und der in Kooperation mit dem Malteser Hilfsdienst angeboten wird. In der Zukunft werden robotische Assistenzsysteme viel zum Erhalt der Eigenständigkeit von Seniorinnen und Senioren beitragen können. Im Mittelpunkt steht dabei stets der Mensch mit seinen Bedürfnissen. In Garmisch-Partenkirchen wie anderswo sind wir für alle Menschen da und versuchen, auf ihre Wünsche und Anforderungen einzugehen. 

Noch ein wenig konkreter: Wie sehen moderne Angebote eines Pflegezentrums in Garmisch-Partenkirchen in 10 Jahren aus?

Unser Pflegezentrum wird eine umfassende und ganzheitliche Dienstleistungsvielfalt anbieten, um gut leben zu können. Das kann einerseits technische Unterstützung sein, aber auch die klassische Pflege, Begleitung und Hilfe im Haushalt. Im Pflegezentrum sind die Angebote und Dienste miteinander vernetzt und werden in digitaler Form nutzbar sein. Beispielsweise werden über eine Plattform oder App sowohl individuelle Beratung als auch Bestellung möglich sein. Die Vorbereitungen beginnen heute schon.

Wie kann auf die wachsende Zahl an Demenzerkrankungen reagiert werden - was wäre nach Ihrer Einschätzung für eine angemessene Demenz-Betreuung in der Region erforderlich?

Hier ist eine differenziertere Betrachtung zu dem Krankheitsbild nötig. Erstens hat sich der relative Anteil älterer Menschen mit demenzieller Veränderung nicht erhöht. Es ist so, dass der Anteil älterer Menschen insgesamt steigt. Zweitens ist Demenz nicht automatisch gleichzusetzen mit einer neurodegenerativen Erkrankung wie Alzheimer. Besser, man spricht von „demenzieller Veränderung“, da diese unterschiedliche Ursachen haben kann, aber ein ähnliches Bild für die Angehörigen abgibt. Generell gilt für die Betreuung, dass der Mensch klare eigene Orientierungsstrukturen braucht. Also eine gute, bekannte räumliche Verortung, klare Tagesabläufe und feste Bezugspersonen. Diese sind umso wichtiger, je weiter die demenzielle Veränderung fortgeschritten ist. Man darf die Betroffenen nicht einfach aus ihrem bekannten Lebensumfeld herausreißen. So war und ist beispielsweise die gegenwärtige Pandemiesituation gerade für diese Menschen am anstrengendsten, da sich Strukturen und Bezugspersonen geändert haben oder Kontakte aufgrund der Beschränkungen einfach weggefallen sind. Betreuung braucht deswegen eine entsprechende Fachlichkeit, auch in der Region, und damit verbunden unterschiedliche Betreuungsformen - beides leisten wir bereits heute.

Die Veränderung des Standorts – vom jetzigen Altenheim am Hölzlweg auf das Grundstück der LongLeif, den Campus am Bahnhofsareal West: Welche Entwicklungschancen bieten sich dadurch für die Caritas?

Der Umzug, die Veränderung fühlt sich zunächst sehr einschneidend an. Doch die Einbettung des Altenheims bzw. der stationären Pflege in ein größeres Areal verbunden mit der größeren Bandbreite an Angeboten ist für alle Beteiligten, für die Bewohnerinnen und Bewohner wie für die Angehörigen, ein enormer Gewinn. Es entsteht ein neues Haus mit optimalen Rahmenbedingungen, einer besseren Zugänglichkeit und einer sehr modernen Versorgungsinfrastruktur.

Der Neubau eines Pflegezentrums bedeutet für die Caritas eine langfristige Bindung an den Standort Garmisch-Partenkirchen. Für die Bürger*innen verspricht es eine größere Auswahl an Versorgungsangeboten. Rechnet sich nach Ihrer Erfahrung vollstationäre Pflege überhaupt noch oder muss man sich als Betreiber zukünftig breiter aufstellen? 

Wir haben uns bereits in den letzten Jahren wesentlich breiter als Anbieter in der Altenhilfe aufgestellt. Die Form, in der unser bisheriges Altenheim St. Vinzenz gebaut worden ist, entspricht nicht mehr dem Standard. Am neuen Standort in Garmisch-Partenkirchen wird nach heutigen modernen Standards gebaut. Ein Angebot in der stationären Pflege wird immer grundlegend bleiben, damit Menschen gerade im letzten Lebensabschnitt gut versorgt sind und mit einer hohen Eigenständigkeit leben können. Und in einer gewissen Größenordnung rechnet sich solch ein Betrieb. Ein zu kleines Haus ist in Relation zum Platzangebot zu teuer, zu große Häuser sind bezüglich der Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner sowie der Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden nicht adäquat. Ideal ist ein Angebot mit ca. 90 - 100 Plätzen, und so ist auch die momentane Planung. Da das neue Zentrum das ganze Spektrum an Angeboten der Altenhilfe bereithält, werden sich aus der bereits erwähnten Vernetzung sehr gute Synergieeffekte ergeben.

Welches Umfeld, welche Infrastruktur seitens des Marktes wäre hierzu generell wünschenswert? Bsp. Wohnungen für Mitarbeiter*innen, ÖPNV, Kita, Pflegeschule? 

Die genannten Faktoren sind sehr wichtig, darüber hinaus muss der Ort für die Senioren und Seniorinnen und auch für die Mitarbeitenden attraktiv sein. Die Marktgemeinde als einer der attraktivsten Orte in Deutschland zählt mit ihrem eigenen Wert. Was den Standort darüber hinaus interessant macht, ist die Kooperation mit der Technischen Universität München (TUM) in den Fachgebieten Geriatronik und Robotik. Hier kann die Wohlfahrtspflege aktiv an den Innovationen und Neuerungen mitwirken. Denn, neben der Möglichkeit, Zukunft in der Pflege zu gestalten, ist im Grundsatz jeder Mensch erst mal neugierig. Beides treibt die Weiterentwicklung an!